Rückgang der Eingangszahlen und immer längere Dauer der Prozesse
Bei den Amtsgerichten und bei den Landgerichten gehen die Eingangszahlen seit über 20 Jahren
– bei Langzeitbetrachtung – kontinuierlich zurück:
- Eingangszahlen bei den Landgerichten
Die Verfahrens-Neueingänge bei den Landgerichten sind unter die Grenze von 300.000 gefallen.
Landgerichte-Eingangszahlen im Jahr 2022 / 286.309 neue Verfahren
Landgerichte-Eingangszahlen im Jahr 2021 / 330.219 neue VerfahrenRückgang 13,3 %
Landgerichte-Eingangszahlen im Jahr 2002 / 412.124 neue Verfahren
Rückgang 30,7 %.
- Eingangszahlen bei den Kammern für Handelssachen
Die Kammern für Handelssachen sind regelmäßig funktional zuständig für Handelsvertretersachen, wenn es sich bei dem vertretenen Unternehmen um einen Kaufmann handelt, § 95 GVG.
Kammern für Handelssachen im Jahr 2022 / 19.072 neue VerfahrenKammern für Handelssachen im Jahr 2021 / 21.151 neue Verfahren
Rückgang 9,7 %
Kammern für Handelssachen im Jahr 2002 / 57.469 neue Verfahren
Rückgang 66,8 %
- Kumulierten Neueingänge sowohl der Amts- als auch der Landgerichte
Die kumulierten Neueingänge sowohl der Amts- als auch der Landgerichte ergeben folgendes Bild:
neue erstinstanzlichen Zivilverfahren aus dem Jahr 2002 / 1.855.708
neue erstinstanzlichen Zivilverfahren aus dem Jahr 2022 / 1.001.693Rückgang 46 %
- Immer längere Verfahrensdauern
Die rückläufigen Eingangszahlen gehen jedoch unverständlicherweise mit einer steigenden durchschnittlichen Verfahrensdauer einher, die Verfahren dauern immer länger:
Dauer eines erstinstanzlichen Zivilverfahrens vor dem Landgericht im Jahr 2022 durchschnittlich 14,4 Monate
Dauer eines erstinstanzlichen Zivilverfahrens vor dem Landgericht im Jahr 2021 durchschnittlich 13,1 MonateEin Plus von 9,9 %
Dauer eines erstinstanzlichen Zivilverfahrens vor dem Landgericht im Jahr 2002 durchschnittlich 7 Monate
- Ursachen sind noch unbekannt und nicht hinreichend erforscht
Die Justiz und damit der Bürger und Steuerzahler sieht sich einerseits einem Rückgang der Fallzahlen andrerseits aber längerer Verfahrensdauern und einer Überlastung ausgesetzt. Dieses Phänomen (Paradoxon) ist noch nicht richtig verstanden. Für die Jahre 2002 bis 2021 liegen die Daten als Fachserie 10 – Reihe 2.1 – Rechtspflege Zivilgerichte vor. Dieses Format wird vom statistischen Bundesamt jedoch nicht mehr fortgeführt, sie ist für das Jahr 2021 letztmals erschienen. Die jetzt neu erschienene Justizstatistik für das Jahr 2022 ist die erste im neuen Format.